Key Facts
- Innere Kündigung bedeutet, dass ein Arbeitnehmer so frustriert ist, dass er sein Engagement einstellt und gerade noch die Leistungen erbringt, zu denen er arbeitsvertraglich verpflichtet ist.
- Typische Anzeichen sind Passivität und mangelnde Eigeninitiative. Der Mitarbeiter schweigt nur noch bei Besprechungen, wartet auf Anweisungen und verschiebt immer wieder wichtige Aufgaben.
- Manchmal liegen die Gründe für eine innere Kündigung bei der Führungskraft. Beachtet sich nicht die Bedürfnisse ihrer Mitarbeiter oder kontrolliert sie diese zu stark, fühlen sich die Beschäftigten nicht geschätzt und verlieren ihre Motivation.
Was bedeutet innere Kündigung laut Definition?
Inhalt
Nur 9 % aller Beschäftigten hatten 2024 eine hohe emotionale Bindung zu ihrem Arbeitgeber. Das fand das Analyse- und Beratungsunternehmen Gallup mithilfe einer Befragung von Arbeitnehmern heraus. 13 % der Mitarbeiter haben laut Gallup-Studie innerlich gekündigt – das ist jeder achte Arbeitnehmer.
Die innere Kündigung beschreibt die Arbeitseinstellung von Beschäftigten, die nur noch das rechtlich durchsetzbare Minimum an Arbeitsleistung erbringen. Sie verweigern Eigeninitiative und Einsatzbereitschaft und leisten – wenn überhaupt – nur noch „Dienst nach Vorschrift“. Ihnen fehlt jegliche Motivation und trotzdem beenden sie ihr Arbeitsverhältnis nicht – sie äußern sich auch nicht zu ihrer Haltung.
Gut zu wissen: Innere Kündigung und Quiet Quitting (stille Kündigung) sind zwei verschiedene Dinge. Ein Mitarbeiter, der innerlich gekündigt hat, erbringt noch ein absolutes Minimum an Arbeit, verweigert jegliches Engagement und distanziert sich von seiner beruflichen Tätigkeit. Stille Kündigung bedeutet demgegenüber, dass der Beschäftigte ein klare Grenze zieht zwischen Beruf und Privatleben. Er ist nicht mehr bereit, mehr Leistung zu erbringen als vertraglich vereinbart und beispielsweise ständig Überstunden zu machen.
Wie äußert sich eine innere Kündigung? Anzeichen
Es gibt verschiedene Hinweise dafür, dass ein Mitarbeiter innerlich gekündigt hat:
- Die Eigeninitiative des Beschäftigten lässt immer mehr nach. Sein Einsatz beschränkt sich auf das erforderliche Mindestmaß und seine Produktivität lässt nach.
- Er zeigt keinerlei Kreativität und bringt keine eigenen Ideen mehr ein, sondern verhält sich eher passiv, wirkt gleichgültig und lustlos und sitzt seine Zeit ab.
- Berufliche Fortbildungen interessieren ihn nicht mehr. Und er plant auch keinerlei Weiterentwicklung im Unternehmen.
- Der Mitarbeiter fällt durch häufige negative Kommentare, Kritik und Klagen auf. Seine Abneigung gegen den Job und seine Kollegen steigt.
- Häufiges krankheitsbedingtes Fehlen (sogenannter Absentismus) oder regelmäßiges Zuspätkommen können ebenfalls auf eine innere Kündigung hinweisen.
- Die Beziehungen zu den Kollegen und zu den Führungskräften sind angespannt.
Innere Kündigung: Ursachen und Gründe
Mitarbeiter kündigen aus verschiedensten Gründen innerlich. Typische Ursachen sind:
- mangelnde Wertschätzung für die eigene Arbeitsleistung
- Konflikte innerhalb des Teams oder mit den Vorgesetzten
- Mobbing und Bossing
- Führungsfehler, z. B. zu großer Druck, Ignorieren von Bedürfnissen der Mitarbeiter, übermäßige Kontrolle (Mikromanagement)
- Unterforderung und Langeweile
- unberechtigte Kritik und ungerechte Bewertungen
- fehlende Entwicklungsmöglichkeiten, ausbleibende Beförderungen
- fehlender Sinn der Arbeit und fehlende langfristige Ziele
Fünf Phasen einer inneren Kündigung
Eine innere Kündigung erfolgt in Phasen und nicht von heute auf morgen. Es ist ein schleichender Prozess, der in etwa wie folgt abläuft:
- Erste Enttäuschungen oder negative Erfahrungen lassen beim Arbeitnehmer allmählich Zweifel daran aufkommen, dass der Job noch erfüllend ist. Stattdessen mehren sich die negativen Gedanken während der Arbeit. Der Beschäftigte erledigt seine Aufgaben nur noch widerwillig.
- Phase zwei ist durch eine zunehmende Frustration und Teilnahmslosigkeit des Mitarbeiters gekennzeichnet. Seine Leistungsbereitschaft lässt immer mehr nach. Er betrachtet seinen Job nur noch als notwendiges Übel.
- In der nächsten Phase distanziert sich der Arbeitnehmer immer mehr von seinem Job. Er hat das Gefühl, nur noch seine Zeit abzusitzen. Unter Umständen treten auch psychosomatische Beschwerden auf, wie Magen- und Kopfschmerzen oder Übelkeit.
- Die innere Kündigung wird in der vierten Phase auch für die Kollegen und Vorgesetzten immer deutlicher spürbar, weil der betroffene Mitarbeiter sehr frustriert und schnell gereizt ist und sich mitunter auch passiv-aggressiv verhält. Das wiederum führt zu häufigeren Konflikten am Arbeitsplatz. Die Zusammenarbeit mit dem Betroffenen wird immer schwieriger.
- In der letzten Phase äußert sich die innere Kündigung in Form von Wut und starker Enttäuschung, sodass auch Familie und Freunde bemerken, dass etwas nicht stimmt. Der Beschäftigte fühlt sich ausgebrannt. Unter Umständen verweigert er tatsächlich die Arbeitsleistung. Er fehlt häufig, kommt zu spät oder provoziert durch sein Verhalten sogar eine Kündigung seitens des Arbeitgebers.
Welche Folgen hat eine innere Kündigung?
Für die Arbeitgeber hat eine innere Kündigung gravierende Auswirkungen. Denn dadurch sinkt die Produktivität. Das wiederum verursacht für das betroffene Unternehmen enorme Kosten. Laut Gallup-Studie verlor die deutsche Wirtschaft dadurch im Jahr 2024 zwischen 113,1 und 134,7 Milliarden Euro.
Wer innerlich gekündigt hat und dementsprechend nachlässig arbeitet, macht außerdem mehr Fehler. Wenn der Mitarbeiter viel Kontakt mit Kunden hat, kann sich negativ auf das gesamte Unternehmen auswirken. Außerdem wirken sich destruktive und unproduktive Verhaltensphasen negativ auf das Betriebsklima aus.
Auch für den Mitarbeiter selbst hat das mitunter unangenehme Folgen – nicht nur für seine Karriere, sondern auch für seine Gesundheit und sein soziales Umfeld. Eine innere Kündigung kann zur Depression führen oder andere Beschwerden verursachen. Außerdem kann sich der innere Rückzug aus dem Job auch negativ auf die Familie und Freundschaften auswirken.
Innere Kündigung: Was tun als Arbeitgeber und -nehmer?
Arbeitgeber können viel tun, um von vorn herein zu verhindern, dass ihre Mitarbeiter innerlich kündigen:
- An erster Stelle steht die Wertschätzung der gesamten Belegschaft. Das funktioniert nur mit einem entsprechenden Führungsstil. Empathie und die Fähigkeit zu konstruktiver Kritik spielen hierbei eine besondere Rolle.
- Mitarbeitergespräche sind eine weitere wichtige Präventionsmaßnahme – auch und gerade dann, wenn ein Mitarbeiter erste Anzeichen der inneren Resignation zeigt. Im Rahmen einer Mediation können Beschäftigte die Gründe für ihren Frust äußern.
- Außerdem ist es wichtig, die Zufriedenheit ihrer Beschäftigten in den Fokus rücken, beispielsweise mit einem abwechslungsreichen Arbeitsalltag, Gruppenarbeit oder flexiblen Arbeitszeitmodellen.
Arbeitnehmer, die bei sich erste Hinweise auf eine innere Kündigung bemerken, sollten ebenfalls aktiv werden. Für sie ist zuerst wichtig, ob sie für sich eine Zukunft im Unternehmen sehen oder ob sie sich beruflich neu orientieren wollen.
Wer im Betrieb bleiben möchte, sollten folgende Fragen für sich klären:
- Ärgere ich mich über einen Kollegen oder eine Führungskraft? Ein offenes Gespräch hilft, den Frust aus der Welt zu schaffen. Konstruktive Kritik ist erlaubt – auch am Chef.
- Wenn die arbeitsvertraglichen Rahmenbedingungen nicht passen, bieten sich Verhandlungen über bessere Arbeitsbedingungen an.
- Funktionieren die Lösungsmöglichkeiten nicht, ist möglicherweise ein Jobwechsel sinnvoll.
FAQ: Wenn Mitarbeiter innerlich kündigen
Die innere Kündigung bezeichnet einen Prozess, bei dem ein Arbeitnehmer seine Motivation verliert. Er resigniert und macht gerade noch das, wozu er arbeitsvertraglich verpflichtet ist. Dieses Verhalten kann verschiedenste Gründe haben, die wir hier benennen.
Typische Anzeichen sind Desinteresse, mangelnde Eigeninitiative und Kreativität sowie Passivität. Der Beschäftigte denkt und arbeitet kaum noch lösungsorientiert.
Arbeitgeber und Vorgesetzte sollten zum Beispiel ihren Führungsstil überdenken. Gute Führung zeichnet sich durch Wertschätzung und Empathie aus. An dieser Stelle erfahren Sie mehr.
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