Key Facts
- Ein schlechtes Arbeitszeugnis enthält oft versteckte Kritik durch bestimmte Formulierungen, wie Passivsätze oder relativierende Adverbien.
- Arbeitnehmer haben das Recht, ein wohlwollendes und wahrheitsgemäßes Arbeitszeugnis zu erhalten und können bei unklaren oder negativen Bewertungen eine Korrektur fordern.
- Bei einem Streit um das Arbeitszeugnis sollten Betroffene zuerst das Gespräch mit dem Arbeitgeber suchen – als letzte Möglichkeit bleibt eine Klage vor dem Arbeitsgericht.
Wie sieht ein schlechtes Arbeitszeugnis aus?

Inhalt
Ein Arbeitszeugnis ist ein zentrales Dokument im Berufsleben, das die Leistungen und das Verhalten eines Arbeitnehmers während seiner Beschäftigung beschreibt. Doch nicht jedes Arbeitszeugnis fällt positiv aus – ein schlechtes Arbeitszeugnis kann die Karrierechancen erheblich beeinträchtigen. Es enthält entweder offene oder versteckte Kritik, die auf mangelnde Kompetenzen, unzureichende Leistungen oder problematisches Verhalten hinweist.
Dabei ist es wichtig, zwischen den beiden Hauptarten von Arbeitszeugnissen zu unterscheiden: dem einfachen und dem qualifizierten Arbeitszeugnis. Während das einfache Arbeitszeugnis lediglich Angaben zu Art und Dauer der Beschäftigung macht, geht das qualifizierte Arbeitszeugnis detaillierter auf die fachlichen Leistungen und das soziale Verhalten des Arbeitnehmers ein.
Gerade bei qualifizierten Arbeitszeugnissen können subtile Formulierungen den Unterschied zwischen einem guten und einem schlechten Zeugnis ausmachen – oft mit weitreichenden Konsequenzen für die berufliche Zukunft. Doch woran erkennt man ein schlechtes Arbeitszeugnis? Und welche Formulierungen sollten nicht in einem Arbeitszeugnis stehen?
In der folgenden Tabelle finden Sie Merkmale, an denen Sie ein schlechtes Arbeitszeugnis erkennen können:
Merkmal | Beschreibung | Beispielsatz |
---|---|---|
Relativierende Adverbien | Häufiger Gebrauch von Wörtern wie „im Großen und Ganzen“, „meist“, „in der Regel“ | „Im Großen und Ganzen erfüllte Frau Schmidt die an sie gestellten Anforderungen.“ |
Passivsätze | Vermehrte Nutzung von Passivkonstruktionen, die Distanz und mangelnde Wertschätzung ausdrücken | „Die Aufgaben wurden von Herrn Wagner übernommen.“ |
Fehlende Adjektive | Wenig oder keine positiven Adjektive zur Beschreibung von Leistung und Verhalten | „Frau Becker führte ihre Tätigkeiten aus.“ (statt z. B. „zuverlässig“ oder „engagiert“) |
Lücken in der Beurteilung | Fehlende Bewertungen in wichtigen Bereichen wie Leistung, Verhalten oder Führungsqualitäten | „Frau Meyer arbeitete in unserem Vertriebsteam. Ihr Verhalten gegenüber Vorgesetzten war einwandfrei.“ (keine Aussage zur Leistung oder zum Verhalten gegenüber Kollegen) |
Widersprüche | Aussagen, die sich gegenseitig ausschließen oder unklar sind | „Herr Meier zeigte großes Engagement, auch wenn er nicht immer alle Aufgaben termingerecht abschloss.“ |
Oberflächliche Beschreibungen | Allgemeine Formulierungen ohne konkrete Inhalte | „Herr Müller war stets pünktlich und freundlich.“ (keine Aussage zu Fachkompetenzen oder Leistung) |
Ist Ihre Beurteilung sehr kurz und enthält nur wenige Details zu Ihren Leistungen, ist dies ebenfalls ein Indiz für ein schlechtes Arbeitszeugnis. Ein Beispiel wäre:
„Herr Müller war vom 01.01.2020 bis 31.12.2024 als Mitarbeiter in unserem Unternehmen tätig.“
Hier fehlen wichtige Informationen zur Ihrer Arbeitsweise und der Qualität Ihrer Arbeit, die für potenzielle zukünftige Arbeitgeber von entscheidender Bedeutung wären.
Darf der Arbeitgeber ein schlechtes Arbeitszeugnis ausstellen?
Der Arbeitgeber ist gesetzlich verpflichtet, das Arbeitszeugnis wahrheitsgemäß auszustellen. Dies bedeutet, dass weder übertriebene Lobeshymnen noch absichtlich abwertende Aussagen erlaubt sind.
Negative Bewertungen müssen auf Tatsachen beruhen und dürfen nicht auf persönlichen Differenzen basieren. In § 109 Abs. 2 GewO heißt es dazu:
Das Zeugnis muss klar und verständlich formuliert sein. Es darf keine Merkmale oder Formulierungen enthalten, die den Zweck haben, eine andere als aus der äußeren Form oder aus dem Wortlaut ersichtliche Aussage über den Arbeitnehmer zu treffen.
Gründe für ein schlechtes Arbeitszeugnis können beispielsweise sein, dass ein Arbeitsverhältnis im Konflikt endet – sei es durch eine Eigenkündigung oder eine Kündigung durch den Arbeitgeber. Besonders bei einer fristlosen Kündigung oder wenn Unstimmigkeiten vorliegen, besteht die Gefahr, dass Ihr Arbeitgeber Ihnen ein schlechtes Arbeitszeugnis nach der Kündigung ausstellt oder negative Formulierungen verwendet.
Längere krankheitsbedingte Fehlzeiten können dazu führen, dass Ihr Arbeitgeber nur eine eingeschränkte Beurteilung abgeben kann. Auch wenn Krankheit offiziell kein negativer Faktor sein sollte, kann dies indirekt durch neutrale, aber wenig aussagekräftige Formulierungen im Zeugnis sichtbar werden.
Wenn Sie ein schlechtes Arbeitszeugnis wegen einer Krankheit nach Ihrer Kündigung erhalten haben, sollten Sie eine Korrektur fordern, da krankheitsbedingte Abwesenheiten in der Regel nicht negativ im Zeugnis erwähnt werden dürfen.
Weitere Gründe für ein schlechtes Arbeitszeugnis können sein:
- tatsächlich schlechte Leistungen
- Spannungen zwischen Mitarbeitern oder mit Vorgesetzten
So können Sie gegen ein schlechtes Arbeitszeugnis vorgehen
Eine durchschnittliche Bewertung mit der Note „befriedigend“ oder besser wird als Standardfall angesehen, sodass der Arbeitgeber hierfür keinen Nachweis erbringen muss.
Will der Arbeitgeber eine unterdurchschnittliche Leistung (Note „ausreichend“ oder schlechter) bescheinigen, trägt er jedoch die volle Beweislast. Er muss konkrete Tatsachen darlegen und beweisen, die seine negative Beurteilung rechtfertigen.
Jeder Arbeitnehmer hat das Recht auf ein wahrheitsgemäßes und wohlwollendes Arbeitszeugnis. Sie sollten zunächst das Gespräch mit Ihrem Arbeitgeber suchen, um die Gründe für das schlechte Zeugnis zu verstehen und eine Korrektur zu erbitten.
Falls das Gespräch erfolglos bleibt, können Sie gegen ein schlechtes Zeugnis Widerspruch einlegen und eine Korrektur verlangen. Benennen Sie dabei konkret die Passagen, die geändert werden sollen, und begründen Sie Ihre Forderung.
Wollen Sie Ihr schlechtes Arbeitszeugnis anfechten, ist keine Frist vorgeschrieben, aber es empfiehlt sich, zeitnah zu handeln.
Ein Fachanwalt für Arbeitsrecht kann Ihr Zeugnis prüfen und Sie bei der Durchsetzung einer Nachbesserung unterstützen. Wenn alle vorherigen Schritte erfolglos bleiben, besteht die Möglichkeit, Klage vor dem Arbeitsgericht einzureichen. Dies sollte jedoch als letzter Schritt in Erwägung gezogen werden, da eine Klage mit Zeitaufwand und Kosten verbunden ist.
FAQ: Schlechtes Arbeitszeugnis
Der Arbeitgeber darf ein negatives Zeugnis ausstellen, wenn es der Wahrheit entspricht. Allerdings muss das qualifizierte Arbeitszeugnis wohlwollend formuliert sein und darf keine versteckte Kritik enthalten, die über den Wortlaut hinausgeht (§ 109 Gewerbeordnung).
Ein schlechtes Arbeitszeugnis enthält oft subtile negative Formulierungen wie Passivsätze, relativierende Adverbien („im Großen und Ganzen“) oder fehlende positive Adjektive. Genauere Beispiele finden Sie in dieser Tabelle.
Betroffene sollten zunächst das Gespräch mit ihrem Arbeitgeber suchen, um eine Korrektur zu erbitten. Falls dies erfolglos bleibt, ist ein schriftlicher Widerspruch möglich. Im Zweifel kann ein Fachanwalt für Arbeitsrecht helfen. Hier erfahren Sie mehr dazu.
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