Key Facts
- Von Präsentismus spricht man, wenn Angestellte krank zur Arbeit kommen.
- Maßnahmen zur Vorbeugung von Präsentismus beinhalten Regelungen zum Stress- und Gesundheitsmanagement und gegebenenfalls eine Anpassung der Unternehmenskultur.
- Im Gegensatz zum Präsentismus bleiben Arbeiter beim Absentismus der Arbeit fern, ohne, dass eine Krankheit oder ein anderer triftiger Grund vorliegt.
Was ist Präsentismus?
Inhalt
Wer Präsentismus betreibt, geht krank zur Arbeit. Anstatt sich mit einer Krankmeldung auszuruhen, kommt der Angestellte also ins Büro oder die Fabrik; und das auch, wenn er oder sie sich eigentlich krankschreiben lassen könnte oder sogar krankgeschrieben ist.
Präsentismus kann verschiedene Ursachen haben: Neben der Angst vor einer Kündigung, einer ausbleibenden Beförderung oder einem schlechten Ruf können auch ein starkes Pflichtgefühl gegenüber der Arbeit und den Kollegen dazu führen, dass Personen krank arbeiten gehen. Beim Präsentismus in der Pflege kommt oft auch ein hoher moralischer Anspruch gegenüber den pflegebedürftigen Menschen hinzu. Präsentismus hat vielseitige Gründe, denen meistens gute Absichten zugrunde liegen. Gut oder vorteilhaft macht ihn das allerdings nicht; weder für Arbeitgeber noch für Arbeitnehmer.
Das Phänomen des Präsentismus tritt im Home Office ebenso auf wie im Büro: Beim digitalen Präsentismus haben Angestellte das oftmals Gefühl, ja bereits zu Hause zu sein, keine Kollegen anzustecken und darüber hinaus und keine weitere Schonung zu benötigen.
Was hat Präsentismus für Folgen?
Präsentismus kann sich auf mehreren Ebenen negativ auf ein Unternehmen und seine Mitarbeiter auswirken. Zu den häufigsten Folgen gehören:
- Abnahme der Produktivität: Wer trotz Krankheit arbeitet und sich nicht ausruht, ist zwar da, aber in der Regel nicht besonders produktiv. Das bedeutet unter Umständen mehr Stress für den Arbeitnehmer, zum Beispiel, wenn es gilt, Deadlines einzuhalten.
- Kosten: Für den Arbeitgeber können sich die Kosten durch Präsentismus und Absentismus massiv erhöhen.
- Verschleppung von Krankheiten: Wenn Krankheiten nicht oder nicht vollständig auskuriert werden, können sich dadurch Komplikationen ergeben.
- Mehr Fehlzeiten durch Ansteckung: Wer krank zur Arbeit kommt, riskiert es, seine Kollegen, Patienten oder Kunden anzustecken.
- Erhöhte Unfallgefahr: Eine Erkrankung beeinträchtigt oftmals die Konzentrationsfähigkeit und erhöht dadurch das Risiko für Unfälle und Verletzungen.
Welche Maßnahmen lassen sich gegen Präsentismus ergreifen?
Um Präsentismus vorbeugen oder verhindern zu können, ist es notwendig, die Unternehmenskultur gesundheitsbewusst zu gestalten. Das beginnt oftmals bei der Wertschätzung der Mitarbeiter: Wer sich wertgeschätzt fühlt, muss sich unter Umständen weniger beweisen und bleibt bei Krankheit eher zu Hause. Auch die Vorbildfunktion der Vorgesetzten spielt eine wichtige Rolle: Melden sich Vorgesetzte krank, statt mit einer Erkältung ins Büro zu kommen, signalisiert das den Angestellten, dass sie im Krankheitsfall Dasselbe tun sollten. Auch darüber hinaus lassen sich Unternehmen so gestalten, dass zum Einen das Gesundheitsbewusstsein der Mitarbeiter gefördert und selbiges zum anderen auch von Unternehmensseite ausgestrahlt wird, zum Beispiel durch Sportangebote oder Zuschüsse zu Mitgliedschaften in Fitnessclubs oder Sportvereinen. In Kombination kann all das maßgeblich dazu beitragen, Präsentismus auf der Arbeit zu verhindern.
Ist krank zur Arbeit gehen strafbar?
Es ist nicht unbedingt empfehlenswert, krank zur Arbeit zu gehen. Es ist allerdings auch keine Straftat. Arbeiten mit ärztlichem Attest ist nicht verboten, denn rein rechtlich gesehen handelt es sich bei einem Attest nur um eine Einschätzung über den weiteren Krankheitsverlauf – und die muss nicht immer stimmen. Sollte sich ein Arbeitnehmer schneller als erwartet wieder einsatzbereit fühlen, steht es ihm also frei, die Arbeit auch vor Ablauf des Attests wieder aufzunehmen.
Interessant ist allerdings auch die Frage, ob krank zur Arbeit gehen als Körperverletzung behandelt werden kann: Es ist durchaus strafbar, die Gesundheit eines anderen Menschen zu beeinträchtigen. Auch, wenn ein Vorsatz fehlt, kann es sich noch immer um fahrlässige Körperverletzung handeln. Den verschnupften Kollegen wegen Körperverletzung anzuzeigen hat allerdings trotzdem geringe Erfolgsaussichten. Hierzu müssten Sie erst einmal nachweisen, dass Sie sich wirklich und ausschließlich bei Ihrem Kollegen angesteckt haben. Und das ist bei Ansteckungen über Aerosole, also Bakterien oder Viren in der Atemluft, kaum zweifelsfrei möglich.
Kurz und knapp: Präsentismus
Von Präsentismus spricht man, wenn jemand trotz Krankheit zur Arbeit kommt.
Kurz gesagt: Präsentismus bezeichnet das Arbeiten trotz Krankheit – Absentismus bezeichnet das Fernbleiben von der Arbeit ohne Krankheit.
Präsentismus kann mehrere Ursachen haben, zum Beispiel ein besonders ausgeprägtes Pflichtgefühl. Hier können Sie mehr dazu erfahren.
Der beste Hebel gegen Präsentismus ist das Umgestalten der Unternehmenskultur. Oben im Ratgeber finden Sie weitere Ausführungen hierzu.
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