Key Facts
- Enthält Ihr Arbeitszeugnis falsche oder unvollständige Angaben, negative Formulierungen oder eine ungerechtfertigte Bewertung, können Sie eine Korrektur verlangen.
- Streben Sie eine bessere Bewertung als „befriedigend“ (Note 3) an, müssen Sie die eigenen Leistungen nachweisen, während der Arbeitgeber eine schlechtere Bewertung begründen muss.
- Ein schriftlicher Widerspruch ist in der Regel kostenlos, während ein Gerichtsverfahren Kosten in Höhe eines Bruttomonatsgehalts verursachen kann.
Kann man ein schlechtes Arbeitszeugnis anfechten?
Inhalt
Ein Arbeitszeugnis ist ein entscheidendes Dokument für die berufliche Zukunft. Es stellt eine schriftliche Bewertung der erbrachten Leistungen dar und kann einen erheblichen Einfluss auf zukünftige Bewerbungen haben.
Doch was tun, wenn das Arbeitszeugnis nicht den eigenen Erwartungen entspricht oder gar Mängel aufweist? Kann man ein Arbeitszeugnis anfechten und wie sind die Chancen, Erfolg zu haben? In diesem Artikel beantworten wir diese Fragen und geben einen detaillierten Überblick darüber, wie Sie vorgehen können, wenn Sie Ihr Arbeitszeugnis anfechten möchten.
Es gibt verschiedene Gründe, warum Sie Ihr Arbeitszeugnis anfechten wollen. Die häufigsten sind:
- Unvollständigkeit oder Falschangaben: Wenn das Zeugnis wichtige Aufgaben oder Erfolge nicht berücksichtigt. Auch falsche Angaben zu Ihrer Person können ein Grund für die Anfechtung sein.
- Negativ- oder Passivformulierungen: Manche Formulierungen könnten negativ interpretiert werden, obwohl sie vermeintlich positiv klingen. Auch ein Geheimcode im Arbeitszeugnis kann ein Grund für eine Anfechtung sein – gemäß § 109 Abs. 2 Gewerbeordnung (GewO) muss ein Zeugnis wahrheitsgemäß und wohlwollend formuliert sein.
- Falsche Bewertungen der Arbeitsleistung oder des Verhaltens: Wenn die Beurteilung von Leistungen oder Verhalten nicht zutreffend ist oder stark verzerrt wirkt.
- Textlänge: Umfasst Ihr Arbeitszeugnis nicht mal eine A4-Seite?
Bis wann kann man ein Arbeitszeugnis anfechten?
Es gibt keine gesetzlich festgelegte Frist, innerhalb derer Sie ein Arbeitszeugnis anfechten müssen. Allerdings sollten Sie Ihren Arbeits- oder Tarifvertrag prüfen, da dort möglicherweise entsprechende Regelungen enthalten sind.
Fehlen solche Bestimmungen, gilt in der Regel der Grundsatz der Verwirkung. Nach diesem Grundsatz gehen Gerichte davon aus, dass ein Arbeitgeber die Leistung eines Mitarbeiters innerhalb von sechs Monaten nach Beendigung des Arbeitsverhältnisses beurteilen kann. Nach Ablauf dieser Frist sinken die Erfolgschancen einer Klage, da Arbeitsgerichte diese häufig ablehnen.
Wenn Sie ein Arbeitszeugnis mit Note 3 oder besser anfechten wollen, tragen Sie laut Bundesarbeitsgericht selbst die Beweislast (AZ. AZR 584/13). Das bedeutet, dass Sie vor Gericht nachweisen können müssen, weshalb eine Nachbesserung der Beurteilung Ihrer Leistung angebracht sei.
Wenn das Zeugnis schlechter als „befriedigend“ (Note 3) ist, liegt die Beweislast beim Arbeitgeber. Er muss nachweisen, dass die schlechte Bewertung gerechtfertigt ist.
Wie teuer ist es, ein Arbeitszeugnis anzufechten?
Die Kosten für eine Anfechtung hängen von der gewählten Vorgehensweise ab. Ein schriftlicher Widerspruch ist in der Regel kostenlos.
Oft wird zunächst versucht, sich mit dem Arbeitgeber ohne gerichtliche Schritte zu einigen. Wenn Sie jedoch rechtlichen Rat einholen, fallen Anwaltskosten an, die sich nach dem Rechtsanwaltsvergütungsgesetz (RVG) richten.
Wenn Sie Arbeitszeugnis gerichtlich anfechten, sind Kosten in Höhe des Streitwerts üblich. Diese entsprechen in der Regel einem Bruttomonatsgehalt.
Arbeitszeugnis anfechten: Eine Muster-Formulierung
Wenn Sie Ihr Arbeitszeugnis anfechten möchten, sollten Sie dies schriftlich tun. Eine formelle und höfliche Anfrage zur Korrektur des Zeugnisses ist dabei entscheidend. Eine Muster-Formulierung könnte wie folgt aussehen:
[Ihr Name]
[Ihre Adresse]
[PLZ, Ort]
[Name des Arbeitgebers]
[Adresse des Arbeitgebers]
[PLZ, Ort]
[Datum]
Betreff: Widerspruch gegen das Arbeitszeugnis vom [Datum des Zeugnisses]
Sehr geehrte Damen und Herren,
hiermit lege ich Widerspruch gegen das Arbeitszeugnis vom [Datum des Zeugnisses] ein. Nach sorgfältiger Prüfung bin ich der Ansicht, dass die Bewertung meiner Arbeitsleistung und meines Verhaltens aus folgenden Gründen nicht gerechtfertigt ist:
- [Nennen Sie konkrete Punkte, die Sie beanstanden]
- [Fügen Sie Beispiele für Ihre Leistungen oder positives Feedback hinzu]
- [Erwähnen Sie eventuelle formale Fehler oder Unvollständigkeiten]
Ich bitte Sie, das Arbeitszeugnis unter Berücksichtigung der genannten Punkte zu überarbeiten. Für ein persönliches Gespräch stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen,
[Ihre Unterschrift]
[Ihr Name]
Bitte beachten Sie, dass es sich hierbei nur um ein Muster handelt. Übernehmen Sie dieses daher nicht unverändert.
Muster Anfechtung des Arbeitszeugnisses (.pdf)
Muster Anfechtung des Arbeitszeugnisses (.doc)
FAQ: Arbeitszeugnis anfechten
Sie können ein schlechtes Arbeitszeugnis anfechten. Wenn das Zeugnis schlechter als „befriedigend“ (Note 3) ist, liegt die Beweislast beim Arbeitgeber, der die schlechte Bewertung rechtfertigen muss. Sie finden hier, wenn Sie Ihr Arbeitszeugnis anfechten wollen, eine Vorlage.
Obwohl es keine gesetzliche Frist gibt, empfehlen Experten, das qualifizierte Arbeitszeugnis innerhalb von sechs bis neun Monaten nach Erhalt anzufechten. Nach dieser Zeit sinken die Chancen auf eine erfolgreiche Anfechtung deutlich.
Ja, wenn Sie Ihr Arbeitszeugnis anfechten, kann ein Anwalt Sie dabei unterstützen. Dies ist oft der dritte Schritt im Anfechtungsprozess, nach dem persönlichen Gespräch und dem schriftlichen Widerspruch. Mit welchen Kosten Sie bei rechnen können, erfahren Sie hier.
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